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Malerei und Grafik Künstler B - H

Nachfolgend werden verschiedener Malereien und Grafiken im Besitz der Stadt Puchheim steckbriefartig vorgestellt. Weitere Informationen zu den Werken sowie den Künstlerinnen und Künstlern sind in der Dokumentation "Kunst in Puchheim. Skulpturen, Plastiken und Bilder in städtischem Eigentum - Städtische Räume für Bildende Kunst" von Werner Dreher zu finden.

Inhalt:

Angelika Brach
Wolfgang End
József Ferkovics
Günter Firit
Alois Harbeck
Roland Helmer
Felix Hörhager

Angelika Brach
Ohne Titel (Entenweiher und Hochhaus) (1981)

Acrylbild auf Holzfaserplatte
Höhe 38 cm, Breite 38 cm
Standort: Rathaus, 1. Obergeschoß
Ankauf von der Künstlerin 1981
Kaufpreis: 330 DM

Streng komponiertes Formen- und Farbenspiel

Im Jahr 1981 hat die Gemeinde Puchheim diese spätwinterliche Impression von Puchheim-Bahnhof, gemalt von der ortsansässigen Künstlerin Angelika Brach, angekauft. Es zeigt das sonst so nüchtern-funktionelle Wohnquartier auf der Planie aus dem „Malerwinkel“. Das quadratische, auf Holzspanplatte gemalte Acrylbild stellt den damals neu angelegten und erweiterten Entenweiher mit Holzsteg dar. Die sanften Bögen und Schwünge der Brücke und der Baumkronen bilden einen Kontrast mit der strengen Form der Hochhausarchitektur im Hintergrund. Vom Blau des Wassers und dem zarten Gelbgrün der erwachenden Natur heben sich die schattenschwarzen Stämme und Äste ab, die noch mit Schneeresten bedeckt sind. Wie so oft bei den Werken Angelika Brachs ist die Bildfläche streng komponiert. Aus dem Formen- und Farbenspiel der Bäume tritt das Spannungsfeld zwischen dem stillen Weiher und dem dynamischen Hochhaus im Hintergrund bewusst und akzentuiert hervor. Bei der Umsetzung der Bildidee fließen Ausdrucksformen eigener, ganz persönlicher Landschaftserfahrung in das Arbeitsergebnis ein.

Angelika Brach
Winterliche Impression (1982)

Mischtechnik auf Holzfaserplatte
Höhe 37 cm, Breite 58 cm
Standort: Rathaus, 1. Obergeschoß
Ankauf von der Künstlerin 1983
Kaufpreis: 350 DM

Gemalte Geschichte des Stadtteils „Planie“

Im Jahr 1983 hat die Gemeinde Puchheim diese winterliche Impression angekauft. Das querformatige, in Mischtechnik auf Holzspanplatte gemalte Bild stellt einen urbanen Wohnraum in hochverdichteter Perspektive, wie durch ein starkes Teleobjektiv gesehen, dar. Es liegt nahe, die symbolhafte Anordnung von Bildelementen als eine gemalte Geschichte des Puchheimer Stadtteils „Planie“ zu interpretieren. Im Vordergrund zeigt sich die schwarze Erde des ursprünglichen Puchheimer Mooses, von einer schütteren Schneedecke überzuckert. Hinter den kahlen Bäumen ist die braune Bodendecke der einstigen Mülldeponie, aufbereitet und aufgetragen von der ehemaligen Hausmullfabrik, zu erkennen. Ältere Siedlungshäuser säumen den Ortsrand. Dahinter wachsen die massiven Blöcke, Hochhäuser und Türme des neuen Wohnviertels empor. Sie messen sich gleichsam mit dem Gebirgsmassiv, dessen weiße Konturen sich schwach vom bleiernen Horizont abzeichnen. Nebel- und wolkengrau der Himmel, steingrau das Gebirge und die Häuser, nur die rotbraunen Dächer bringen ein wenig Farbe ins Spiel. Der Betrachter ist eingeladen, sein eigenes Stimmungsbarometer an diesem Bild zu eichen. Es ist ein typisches Landschaftsbild von Angelika Brach, bei dem Ausdrucksformen eigener, ganz persönlicher Landschaftserfahrung in den Malprozess einfließen.

Angelika Brach
Lila Blütenwiese am See (1989)

Aquarell
Höhe 23 cm, Breite 30 cm
Standort: Rathaus, Untergeschoß
Ankauf von der Künstlerin 1989
Kaufpreis: 400 DM

Das Spiel des Windes eingefangen

Gegenständlich, mit impressionistischer Anmutung, hat Angelika Brach dieses Aquarell im Jahr 1989 gemalt. Lupinen gleich ragen die spindelförmigen Blütenstände aus der grünen Flur. Die Blüten und die Halme sind nach rechts geneigt. Die Malerin fängt das Spiel des Windes ein und unterstreicht die Bewegung durch eine mit leichten Wisch- und Schleiereffekten erzielte Unschärfe. Hinter dem Blütenflor verläuft das mit Büschen und einzelnen Bäumen bestandene Seeufer und nur eine Baumkrone hebt sich von dem blauen Seespiegel ab und ragt hinein in den schmalen, blaugrauen Horizont. Es ist ein kleines, aber sehr stimmungsvolles Bild von Angelika Brach, das ihre intensive Beschäftigung mit den Erscheinungsformen der Natur verrät.

Angelika Brach
Ohne Titel (Entenweiher und Hochhaus) 1991

Acrylbild auf Holzfaserplatte
Höhe 29 cm, Breite 27 cm
Standort: Rathaus-Außenstelle, Alois-Harbeck-Platz 2
Ankauf von der Künstlerin 1991
Kaufpreis: 330 DM

Flirrendes Spiegelbild von Licht und Farbe

Vom gleichen Blickwinkel aus wie im Jahr 1981 malte Angelika Brach zehn Jahre später noch einmal das gleiche Motiv: den Entenweiher in Puchheim-Bahnhof. Doch diesmal ist es die besondere Lichtstimmung, die sie auf dem kleinen Aquarellbild eingefangen hat. Flirrend spiegelt das Wasser im Entenweiher das Grün und das Gold der Baumkronen und das verschleierte Blau des Himmels wider. Wie hinter einem Theatervorhang, der die nackte Betonfassade gnädig verhüllt, tritt der Baukörper des Planie-Hochhauses in Erscheinung – dezent im Hintergrund und im Einklang mit der Natur. Stilistisch unterscheidet sich dieses Aquarell deutlich von der älteren Variante; es wirkt naturalistischer. Gleichwohl ist es gleichsam eine gemalte Hommage für die „Planie“, die bei weitem nicht immer so liebevoll geschildert wird wie in diesem Bild.

Angelika Brach
Übergriff (1992)

Zeichnung / handkoloriert
Höhe 100 cm, Breite 70 cm
Standort: Rathaus, Erdgeschoß
Ankauf von der Künstlerin im Jahr 1992 oder später
Kaufpreis unbekannt (Schätzwert heute ca. 400 Euro)

Wahrnehmung und Komposition

Das Bild stammt aus einer Schaffensphase der Künstlerin, in der sie sich zuweilen auf Umwege in Bereiche der Abstraktion begibt. Ausgangspunkt ist die Bildidee – die einer Treppe innewohnende Bewegung – die Angelika Brach durch eine besondere Ausdrucksform sichtbar macht. Das Gegenständliche zerfällt in Formen und Linien. Dennoch bleibt die Bildfläche streng komponiert. Auf eine architektonisch anmutende Anordnung von steinernen Mauern, Platten und Treppen greift ein Gewirr aus Drähten, Bändern und Schnüren über. Ein Gitter und eine Plane leisten letzten Widerstand gegen ein zerfasertes Etwas, das alles Irdische in wild bewegte, rostfarbene und graubraune Linien aufzulösen scheint. Wie so viele ihrer Arbeiten wird auch diese handkolorierte Zeichnung von dem Spielen mit feinsten Strukturen beherrscht. Die Bildidee schöpft die Künstlerin aus der Dichte ihrer persönlichen Wahrnehmungen. „Und jede Wahrnehmung“, sagt Angelika Brach, „ist bereits Interpretation.“

Angelika Brach
Olivenbaum (2003)

Zeichnung / handkoloriert
Höhe 60 cm, Breite 45 cm
Standort: Rathaus, 1. Obergeschoß
Ankauf von der Künstlerin im Jahr 2003 oder später
Kaufpreis unbekannt (Schätzwert heute ca. 300 Euro)

Die archaische Kraft des Baumes

In der Bilderwelt Angelika Brachs haben Bäume einen hohen Stellenwert. Den Olivenbaum hat sie in vielen Variationen gemalt und gezeichnet. In der 2003 gefertigten Zeichnung schwebt die Darstellung zwischen Naturalismus und Surrealismus. Das wird besonders an dem Wurzelwerk deutlich: hier lösen sich botanische Formen auf und werden zu anthropomorphen Figuren, die das Fließen der Zeit, die Vergänglichkeit, das Werden und Vergehen versinnbildlichen. Das ätherische Blau, das durch das grüne Blätterdach schimmert, verleiht der Darstellung etwas Flirrendes, Bewegtes. Nach eigenen Worten hat Angelika Brach in diesem Baumbild versucht, die „Faszination der Bewegung“ einzufangen – „die vollendete Bewegung in Bäumen, die sich Jahrhunderte Zeit ließ“. So ist dieses Bild auch eine Ehrbezeugung der Künstlerin vor der archaischen Kraft des Baumes, der mit seinen Wurzeln in die Geheimnisse der Tiefe vordringt und seinen Wipfel in den Raum des Himmels reckt.

Angelika Brach
Kapelle am Gröbenbach (2012)

Acrylbild auf Holzfaserplatte
Höhe 40 cm, Breite 50 cm
Standort: Rathaus, 1. Obergeschoß
Ankauf von der Künstlerin am 19. September 2012
Kaufpreis: 300 Euro

Natur und Menschenwerk

Bei diesem Landschaftsbild hat Angelika Brach – nach Umwegen in Bereiche der Abstraktion – zu einer realistischen Darstellungsweise zurückgefunden. Das 2012 gemalte Acrylbild „Kapelle am Gröbenbach“ stellt eine konkrete Örtlichkeit am östlichen Stadtrand von Puchheim dar. Aus Sujets, die das Erscheinungsbild des Stadtteils Puchheim-Bahnhof prägen, ist dieses Bild komponiert. Das Formen- und Farbenspiel der Birkenallee tritt wie eine Reminiszenz an die Dachauer Freilichtmaler, die vor hundert Jahren ihre Moosbilder schufen, in Erscheinung. Auch die kleine Kapelle im Vordergrund passt zu diesem Stil – wäre da nicht das betongraue Hochhaus im Hintergrund, das turmhoch das kleine Wäldchen davor überragt. Die reizvolle Gegenüberstellung von Natur und Menschenwerk ist Thema dieses Bildes, das bei aller vermeintlichen Beschaulichkeit zum Nachdenken anregt.

Wolfgang End
Leiter (2007)

Öl auf Leinwand / Mischtechnik
Höhe 147 cm, Breite 104 cm
Standort: Grundschule Süd / Ganztagesschule, Am Distelweg 13
Von der Gemeinde Puchheim am 28. August 2008 für den Erweiterungsbau / Ganztagesschule der Grundschule Süd angekauft
Ankaufspreis: 2.000 Euro

Fröhlich, bunt und einfallsreich

Im Stil naiver Malerei verbildlichte der Künstler hier eine Zirkusszene mit Artistin. Der insbesondere durch seine „Rautenfisch“-Bilder bekannt gewordene Maler, zu dessen Fans unter anderen der exzentrische Münchner „Modezar“ Rudolph Mooshammer zählte, setzte auch in diesem Bild die bekannten Stilelemente seiner – von ihm selbst so bezeichneten – „End-arteten Kunst“ ein: Rauten, Bänder, Tupfer und Scheiben in kräftigen Farben umspielen eine Artistin, die im einhändigen Handstand über einer Leiter schwebt. In Augenhöhe beäugen bunte Vögel den artistischen Akt, der das schwarzhaarige Zirkusmädchen über die stilisierten Münchner Frauentürme hinaus erhebt. Halsbrecherische Akrobatik erscheint hier kindlich problemlos und geht in das Phantastische über. Fröhlich bunt und streng linear voneinander abgegrenzt stellte End in seinen Bildern Menschen, Tiere und Dinge dar. Als typischer Vertreter der Naiven Malerei war Wolfgang End ein echter Autodidakt, der sich seine Erfolge auf Ausstellungen und im Kunsthandel einfallsreich erarbeitete.

József Ferkovics
Straße (2001)

Aquarell / Mischtechnik auf Papier
Höhe 28 cm, Breite 27 cm
Standort: Rathaus, Untergeschoß
Geschenk der ungarischen Delegation zur zehnjährigen Städtepartnerschaftsfeier Puchheim-Nagykanizsa in Puchheim
Ankaufswert: ca. 500 Euro

Innenstadtpaläste von Nagykanizsa

1989 zog der ungarische Maler und Grafiker József Ferkovics nach Nagykanizsa. Von Jugend an war er es gewohnt, seine Umgebung mit Zeichenstift und Pinsel wiederzugeben. Das lapidar mit „Straße“ betitelte Bild entstand in der Innenstadt von Nagykanizsa. Von einem erhöhten Standort aus, wahrscheinlich aus einem Fenster gegenüber den abgebildeten Gebäuden, fällt der Blick auf den markanten Eckturm eines Innenstadtpalastes, wie ihn Banken, Versicherungen und Kasinos in der „Gründerzeit“ (ca. 1860-1890) errichteten. Ein Denkmal auf dem Vorplatz unterstreicht die exponierte Stellung des Gebäudeinhabers. Eine schmale, verschattete Straße unterbricht die Häuserzeile, die mit einem Stadtpalais im Stil des Historismus ihre Fortsetzung findet. Ein prächtiger Risalit mit fünf Fensterachsen überragt die Alleebäume in der Hauptstraße. Weitere Gebäude mit etwas schlichteren Fassaden flüchten an den rechten Bildrand. Eine tiefstehende Sonne wirft lange Schatten von Laternenpfählen, Pfosten, Turmspitzen und Bäumen auf den ansonsten unbelebten Vordergrund. Der souveräne Umgang mit Perspektive, Linie und Kontur verrät den genialen Zeichner, hinter den der Maler – zumindest in diesem Bild – zurücktritt.

Günter Firit
Komposition III (1986)

Mischtechnik auf Karton
Höhe 86 cm, Breite 60 cm
Standort: Rathaus, Erdgeschoß, Zimmer 004
Ankauf vom Künstler 1987
Kaufpreis 2.000 DM

Das alte und das neue „Technologistan“

Im Februar 1986 war Günter Firit nach Puchheim gezogen. Das abstrakte Bild „Komposition III“ ist eines der ersten, das er nach seiner Ausreise aus der DDR in der neuen „Heimat“ malte. Dass er im kapitalistischen Westen nie richtig heimisch werden sollte, scheint Firit damals schon vorausgeahnt und in einem expressiven Gemälde bekundet zu haben. Wie gestrandete Wracktrümmer schichtet er kreuz und quer wuchtige Farbbalken in Schwarz und Blaugrün über- und durcheinander. Interpretiert man den rechten Bildteil als den soeben verlassenen Osten Deutschlands, vermag man darin eine düstere, aufgerissene, ausgebeutete, durch Schwerindustrie und Technik zerstörte Landschaft zu erkennen. Links, im Westen, zeichnet sich ein diffuses, nebelhaftes Bild von einer neuen Lebenswelt ab. Sie zeigt sich zwar in hellen, freundlichen Farben, aber klar und deutlich schieben sich auch hier erste Konstruktionsteile eines westlichen „Technologistan“ – nach Firits Anschauung die vom Menschen verunstaltete Maschinenwelt – ins Bildfeld. Das Bild zieht den Betrachter in Bann, weil es zum einen eine meisterhafte Komposition aus Form und Farbe ist – und weil es darüber hinaus von Frust und Trauer über die – hüben wie drüben – unentrinnbaren Verhältnisse kündet.

Nach Günter Firits erster und einziger Ausstellung zu Lebzeiten in Puchheim, die vom 9. bis 18. Januar 1987 vom Kulturverein Puchheim im Rathaussaal gezeigt wurde, kaufte die Gemeinde noch im selben Jahr das Bild „Komposition III“ zum Preis von 2.000 DM an, um es im Gang des Bürgertreffs aufzuhängen. Dasselbe gilt für das thematisch dazu gehörende Bild „Komposition IV“. Bis heute erhalten geblieben ist leider nur die „Komposition III“. Trotz intensiver Recherche konnte die – irgendwann aus dem Gang des Bürgertreffs abgehängte – „Komposition IV“ nicht mehr aufgefunden werden und muss daher als verschollen gelten.

Günter Firit
Winterlandschaft (1992/93)

Öl / Acryl auf Leinwand
Höhe 130 cm, Breite 180 cm
Standort: Sitzungssaal des Rathauses
Ankauf aus Privatbesitz (Nachlass Firit) am 28. Dezember 2010
Kaufpreis: 2.000 Euro

Landschaftsmalerei in expressiver Verspannung

Günter Firits war in der DDR schon in jungen Jahren ein berühmter Maler. Völlig zu Unrecht geriet er in den Jahren von 1986 bis 2010, als er in Puchheim lebte und arbeitete, nahezu in Vergessenheit. Seine Landschaftsbilder, die er im Westen malte, gingen aus nachhaltigen Begegnungen mit Ostseelandschaften, aber auch mit mediterraner Landschaft und der Voralpenlandschaft hervor. Beibehalten hat Firit dabei ein Wesensmerkmal seiner Malerei: „Seine Bilder leben von expressiven Verspannungen, die eher harmlose Motive zu einer optischen Sensation aufwerten“, hatte schon der DDR-Kunstkritiker Lothar Lang hervorgehoben. Firit setzte sich nach seiner Ausreise aus der DDR mit dem neuen Landschaftserlebnis auseinander und bewältigte es malerisch auf großformatigen Tafelbildern.

Durch die Schneedecke der „Winterlandschaft“ schimmern die Braun- und Ockertöne der Erde, Fluren und Felder treten hervor, blaue Flüsse und Bäche durchziehen die Landschaft. Bizarres Geäst, Wurzelgeflecht, verwobene Büsche und Baumgruppen säumen den Ausblick zum weiten Horizont. Stark konturierte, von seinem graphischen Schaffen geprägte Formen gliedern die zum Teil vielschichtig übermalten Farbräume. Es ist eine wenig friedvolle, eher aufgewühlte Landschaft. Eine gewisse Dramatik baut sich in dieser außergewöhnlichen Bildkomposition auf. Aus den Malschichten tritt eine Seelenlandschaft hervor: gleichsam die Momentaufnahme eines aufgewühlten, eisstarren Innenlebens des Künstlers.

Günter Firit
Restlandschaft (1994)

Öl / Acryl auf Holzfaserplatte
Höhe 75 cm, Breite 140 cm
Standort: Stadtbibliothek
Ankauf aus Kunstausstellung am 1. Juli 1995
Kaufpreis 4.000 DM

Die dramatisch zurückgedrängte Natur

Günter Firit malte und zeichnete ab 1991/92 eine Serie von „Restlandschaften“. Auf der 1994 gemalten Version weicht das frische Grün der sanften Hügellandschaft vor einer in der Bilddiagonale aufragenden Barriere aus schwarzbraunem Wurzelgeflecht zurück. Zum rechten Bildrand hin grenzt eine glatte Bruchkante den von einer tiefschwarzen Kluft durchzogenen, fahl und abgestorben wirkenden Landschaftsüberrest ab. Unheilvoll überspannt ein glutleuchtender Himmel den Bildraum. Der DDR-Kunsthistoriker Lothar Lang bezeichnete Günter Firit nicht von ungefähr als einen „Dramatiker der Malerei“. Aufgerissen, entwurzelt, abgetragen und zerstört drängt die vom Produktionsprozess hinterlassene Industriebrache die noch intakte „Restlandschaft“ zurück. So führt auch dieses Bild dem Betrachter eine Impression aus „Technologistan“ vor Augen.

Alois Harbeck
Alter Herr und seine Wurzeln (1992)

Grafik Bleistift / Tusche auf Papier
Höhe 72 cm, Breite 56 cm
Standort: Stadtbibliothek
Von der Gemeinde Puchheim 1996 für den Erweiterungsbau der Bibliothek angekauft
Ankaufspreis: 4.000 DM

Anthropomorphes Baumbild

Baumvisionen und Phantasien aus dem Unterholz prägen das künstlerische Schaffen des Zeichners und Malers Dr. Alois Harbeck. Mit ihrem Geäst und Wurzelwerk umschlingen Baumleiber menschliche Körperteile. Die wuchernden Geflechte entwickeln sich aus einer impulsiven Zeichentechnik, das Gewirr der Pflanzen- und Körperteile entsteht aus filigranen grafischen Strukturen. Mitunter, wie im vorliegenden Bild, taucht sogar die eigene Physiognomie aus der Baumlandschaft auf. Das Selbstbildnis tritt aus dem ohnehin anthropomorphen Baumbild hervor und verdeutlicht „das Harbecksche Sehen, die Verbindung von Außen- und Innensicht“. Selbstbildnis und Baumlandschaft werden so zum Sinnbild des Innenlebens – zur Seelenlandschaft.

Alois Harbeck
Frühlingsbaum (2017)

Mischtechnik / Gouache auf Karton
Höhe 50 cm, Breite 65 cm
Standort: Rathaus, Obergeschoß
Der Stadt Puchheim 2017 vom Künstler geschenkt
Schätzwert: 4.000 Euro

Ein erhabenes und doch heiteres Abbild des Baumes

Es ist ein erhabenes Abbild des Baumes, wie er seine grün-goldene Krone in den blauen Frühlingshimmel reckt. Das Astwerk des Baumes, wohl einer Birke, stützt wie das Tragwerk einer Kathedrale das Himmelszelt. Das junge Blattwerk flirrt im Sonnenlicht mit den tanzenden roten Irrlichtern um die Wette. Dr. Alois Harbeck hat in seinem Leben schon sehr viele Baumbilder gemalt und gezeichnet – dies ist eines seiner heitersten und schönsten. Und trotzdem wurzelt der „Frühlingsbaum“ tief genug, um gleichsam die Verse von Charles Baudelaire zu untermalen:

Ein Tempel ist die Natur, wo jede Säule lebt
Und zu uns redet mit geheimnisvollen Zungen;

Es ist der Mensch in der Symbole Wald gedrungen,
Und auf ihm ruht ihr Blick, der ihn vertraut umschwebt.

Roland Helmer
Kreisvariation – gelb, schwarz (1968)

Serigraphie, Siebdruck auf Papier
Höhe 38,5 cm, Breite 38,5 cm
Standort: Rathaus, Erdgeschoß
Angekauft (Datum unbekannt) zum Preis von ca. 500 DM

Ein frühes Beispiel für Op-Art in Deutschland

Die Komposition der Druckgrafik Kreisvariation – gelb, schwarz beruht auf strengen, grafisch-linear angelegten Strukturen. „Sie beschreiben ein optisches Muster, das das Auge weder als stabiles noch als statisches Bild fassen kann. Der unmittelbare Wechsel der Farbflächen erzeugt Lichtschwingungen und suggeriert Bewegung.“ So verleitet das Gesamtgefüge des Bildes den Betrachter zu einer optischen Täuschung. „Die regelmäßig an- und abschwellenden Farbbahnen gehen in eine vertikal angelegte, konzentrische Kreisbewegung über.“  Damit zählen Helmers Kreisvariationen, die 1965 mit einem Acrylgemälde in rot, blau ihren Anfang nahmen, zu den frühen Beispielen der Op-Art in Deutschland. Die Optical Art nahm Mitte der 1950er-Jahre ihren Ausgang in England und Frankreich. Ihre Vertreter erforschen systematisch die Möglichkeiten optischer Effekte und setzten diese in Bildinhalte um, die frei von Emotionalität und Aussage sind.

Felix Hörhager
Die vier Elemente (2018)

Video-Malerei, übertragen auf vier Aluminiumplatten im Hochformat, jeweils:
Höhe 120cm, Breite 80 cm
Standort: Rathaus, Flur 1. Obergeschoß
Ankauf vom Künstler gemäß Kultur- und Sportausschussbeschluss vom 11. Juni 2018
Kaufpreis: 2.800 Euro

Abstrakte Malerei mit dem Computer

„Die vier Elemente“ bilden die Grundlage eines aktuellen „Gedankenprojekts“ des in München geborenen und in Puchheim aufgewachsenen Medienkünstlers Felix Hörhager. Es handelt sich um abstrakte Video-Malerei, im Hochformat festgehalten auf vier gleich großen Aluminiumplatten in der Reihenfolge Feuer – Wasser – Erde – Luft. Was Video-Malerei bedeutet und von herkömmlicher Malerei unterscheidet, erläutert Hörhager so: „Als ich Künstler sah, die sich mit Farbe und Pinsel abmühten, Farbflächen auf Leinwände zu malen um abstrakte Ergebnisse zu erzielen, dachte ich, das kann der Computer viel besser. Dieser hat andere Gesetzmäßigkeiten als ein Pinsel. Die Kunst dabei ist, ihn als Werkzeug zu begreifen und sich nicht von der Maschine zum Werkzeug machen zu lassen. Damit einen künstlerischen Weg zu gehen ist ein Geschenk und es eröffnen sich unzählige Möglichkeiten.“ (Quelle: www.hoerhager.com) Felix Hörhagers Video-Malerei „Die vier Elemente“ baut auf Videosequenzen auf, die Ebene für Ebene in der Technik eines Malers aufgetragen werden – solange, bis aus den Videoschnipseln Gedankenfilme und aus diesen wiederum vier zusammengehörende Bildtafeln entstehen.

Um dem Malerwerkzeug „Computer“ die Richtung und die Weite des künstlerischen Weges vorzugeben, die sein Anwender verfolgt, greift Hörhammer zu herkömmlichen Hilfsmitteln. Er richtet sein „Gedankenprojekt“ nach den vier Himmelsrichtungen aus, denen er die vier Elemente zuordnet: im Osten lodert rot-schwarz das Feuer, im Süden blubbert molekular das Wasser, im Westen dreht sich die braune Erde ein und im Norden leuchtet das blaue Licht. Sodann wird das Ordnungs- und Farbengefüge wird mit einer dritten Schicht angereichert, um die Gedanken in einen Erzählfluss zu bringen. Als Antriebsmittel hierfür bedient sich Hörhager literarischer Vorlagen: Seine feurigen „Liebesgedanken“ gehen aus Milan Kuderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ hervor, die wässrigen „Flussgedanken“ aus Hermann Hesses „Sidharta“, die spiralförmigen „Erdgedanken“ aus Jack Londons „Wolfsblut“ und die nordisch-blauen „Luftgedanken“ aus Selma Lagerlöffs Geschichte von „Nils Holgersson“.

Gedankenfluss und Gefühlsstrom vereinen sich zu einem video-literarischen Gesamtkunstwerk, das Hörhager in diversen Medien darbietet: Fernsehen, Internet, Videoprojektion, Ausstellungen, auf DVD und als App. Eine klassische Variante dazu bilden die vier Bildtafeln, die – als analoges und vor allem nachhaltiges Konzentrat – an einer Wand im Raum hängen. In dieser herkömmlichen Erscheinungsform sind „Die vier Elemente“ ihrer temporären Bildwirksamkeit via Projektor oder Monitor enthoben und stattdessen dinglich und permanent zu betrachten. Zwar ohne Pinsel und Pigmente gemalt, zeigen die vier Tafelbilder sich dennoch ästhetisch, aussagekräftig und anspruchsvoll, ohne den Betrachter mit ihrer komplizierten Entstehungsgeschichte zu konfrontieren. Und es bleibt genügend Freiraum, um eigene literarische Korrespondenzen mit dem Werk zu verknüpfen. Die Video-Malerei hat sich (neben der Video-Installation und der Video-Skulptur) inzwischen als eine zentrale Gattung der Gegenwartskunst entwickelt. Felix Hörhager zählt zu den Exponenten dieser neuesten Kunstrichtung. Durch seine Tafelbildserie „Die vier Elemente“ erfährt die Kunstsammlung der Stadt Puchheim eine wertvolle Ergänzung: unpainted art im digitalen Zeitalter.

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