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In Gedenken an Altbürgermeister Erich Pürkner

Sehr geehrte Frau Pürkner,

Sie haben mir die ehrenvolle Aufgabe zugedacht, die Trauerrede für Ihren Mann, für Erich Pürkner, zu halten. Für dieses Vertrauen danke ich Ihnen.

 

Sehr geehrte Familie Pürkner, sehr geehrte Angehörige, sehr geehrte Trauergäste,

wir haben uns hier versammelt, um Abschied zu nehmen, von einem Menschen, den Sie gut gekannt haben, der Ihnen viel bedeutet hat, den sie respektiert haben und der es verdient hat, dass so viele zu seiner Beerdigung kommen.

Erich Pürkner war Ehemann, Vater, Schwiegervater, Bruder und Verwandter, Altbürgermeister, Stadtrat, Ehrenringträger, Ordensträger, Mitglied bei vielen Vereinen, bei der Verbindung, bei den Lions und auch in mehreren politischen und beruflichen Gremien beziehungsweise Verbänden. Erich Pürkner ist am 2. September nach harter und unerbittlicher Krankheit gestorben. Ihm wollen wir gedenken, um ihn trauern wir heute.

Erlauben Sie mir, einige seiner Lebensstationen nachzuzeichnen.

Erich Pürkner, dessen Eltern Münchner waren und dessen Vater als Vermessungsingenieur in mehreren Städten in Deutschland eingesetzt wurde, kam eben aufgrund des beruflichen Weges seines Vaters im Januar 1940 in Stuttgart auf die Welt. Nach einer weiteren Zwischenstation der Eltern in Berlin gelangte die Familie 1943 nach Moosburg, um dort in einem bäuerlichen Anwesen des Klosters zu wohnen. Schule in Moosburg, Gymnasium in Freising, Umzug 1953 nach München-Laim und dann Wittelsbacher Gymnasium, an dem er 1958 das Abitur ablegte.

Zwei Lebenserfahrungen hatte er bis dahin gemacht: dass er als Jüngster sowohl bei der Einschulung als auch beim Abitur durchaus Selbstbewusstsein tanken durfte und dass Sprache und deren Verwendung für den Erfolg im Leben eines der wichtigsten Instrumente sein würde. Die Moosburger nämlich haben ihm seinen berlinerischen Spracherwerb vorgehalten und die „gschnapperten“ Münchner haben sich über seinen Moosburger Klang mokiert. Sprache und scharfer Verstand, das waren die Fähigkeiten, die er ins Jurastudium eingebracht hat. Studium in München, Referendariat in Berlin, erstes und zweites Staatsexamen, dann bei der Justiz Landgericht München 2 und bei der Staatsanwaltschaft bis 1970. Und dann eben Bürgermeister in Puchheim.

Warum Puchheim? Weil Erich Pürkner am zweiten Weihnachtsfeiertag 1963 seine Frau gefunden hat, Ingeborg Pürkner – vielleicht war das aber auch ein bisschen umgekehrt. Sie haben 1966 geheiratet und eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus gesucht und – wie so viele zu dieser Zeit – hier in Puchheim gefunden in der Eiwobau-Siedlung. Da ging es los.

Erich Pürkner, ein zutiefst sozialer Mensch, der Menschen um sich brauchte, sie gerne mochte, der mit Menschen immer gut konnte und der Kontakte pflegte. Er war von Anfang an bei den Vereinen, war bei der CSU und bei den Veranstaltungen dabei. Natürlich auch auf dem Volksfest.

1971 kam ihr Sohn auf die Welt. Sie, Herr Stefan Pürkner, haben gesagt, dass Sie für ihn der absolute Liebling waren. Das muss man erst einmal über seinen Vater sagen können. 1977 sind Sie dann in das Haus in der Lagerstraße gezogen, ab 1988 hat Erich Pürkner in der Kanzlei Röhrl und Partner als Fachanwalt für Verwaltungsrecht gearbeitet, verteidigt und angeklagt, 2012 hat er sich als Rechtsanwalt hier in Puchheim niedergelassen. Über lange Jahre hinweg hat Sie, liebe Frau Pürkner und eben auch Erich Pürkner, eine kleine Freundin, eine Amicula begleitet: Ihr Schiff, das für Sie alle Erholung, Entspannung, Abenteuer und Ausflüge bedeutet hat. Man hat mir gesagt, dass Erich ziemlich echauffiert war, wenn man seine Amicula aus Unachtsamkeit als Boot bezeichnet hat. Ich habe Fotos dieses Gefährtes gesehen, es ist in der Tat ein Schiff.

Sehr geehrte Trauergemeinde, Sie haben es gemerkt, es fehlen in dieser Vita Jahre. 1970 bis 1988 – die Bürgermeister-Jahre – und 2014 bis heute. Seine politische Arbeit für die Gemeinde Puchheim.

Mir obliegt es als amtierender Bürgermeister, die politische Leistung und das Wirken des Altbürgermeister Erich Pürkners zu würdigen. Eine schwierige Aufgabe, vor allem, weil hier lediglich Zeit und Gelegenheit für eine Auswahl seiner Arbeit bleibt. Die Pressevertreter haben dankenswerterweise in einem Nachruf die Konturen seiner Arbeitszeit gut herausgearbeitet.

Bürgermeister Pürkner hat eine Veränderung begleitet, ausgelöst und aktiv mitgestaltet, die wir uns heute gar nicht mehr so vorstellen könnten. Ein Wachstum von über 10.000 Einwohner:innen innerhalb kürzester Zeit. Stichwort Planie. Das zu organisieren, war seine Herausforderung. Nicht nur die technische Infrastruktur – Kanal, Straßen, Strom, Bahnübergang, gehörte dazu – sondern auch die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur, Grund- und Mittelschulen, Gymnasium und Realschule, Sportstätten, Gewerbegebiete. Es muss damals weniger Vorschriften und Verordnungen gegeben haben, sonst hätte man das nicht in dieser kompakten Zeit hinbekommen.

Und was er auch aufgebaut hat, war ein soziales menschliches Netz, ein Gefüge, in dem man sich als Puchheimerinnen und Puchheimer verwurzeln hat können. Nachbarschaftshilfe, Krautgartenverein, Bibliothek und so vieles mehr. Ich selber kenne diese, seine Arbeit, nur aus Erzählungen und als Ergebnis. Altbürgermeister Dr. Herbert Kränzlein, sein Nachfolger ab 1988 hat mich gebeten, seine Kondolenz zu übermitteln und ich zitiere seine Würdigung: „Erich Pürkner hat 18 Jahre mit großer Tatkraft, neuen Ideen und präzisen Vorstellungen die Entwicklung Puchheims gestaltet und geprägt.“

Goldener Ehrenring der Stadt und kommunale Verdienstmedaille sind die sichtbaren Zeichen einer Würdigung seiner Verdienste um das Gemeinwohl.

Von 2014 bis 2020 war Erich Pürkner wieder in der politischen Arena. Eine andere Partei als die meinige, eine gehörige Portion Angriffslust, hinterlegt mit enormer Fach- und Verwaltungskompetenz und 18-jähriger Erfahrung als Bürgermeister, das umschreibt seine Ausgangsposition für unsere gemeinsame Arbeit. Da geht man dann nicht immer verletzungsfrei aus der Stadtratssitzung nach Hause.

Bemerkenswert waren folgende Dinge:

Erstens: Erich Pürkner hat immer die Größe besessen, wieder neu anzufangen, eigene Fehler mit einer Entschuldigung zu heilen und Entscheidungen auch als entschieden sein zu lassen. Er hatte ein gutes, vernünftiges Lebensprinzip: „Wenn man es nicht verändern kann, muss man sich nicht lebenslang darüber aufregen!“ Vielleicht hat er dieses Prinzip bei mir ab einem gewissen Zeitpunkt auch angewandt.

Zweitens: Erich Pürkner hatte keine Angst vor Veränderungen, er hatte eine erstaunlich moderne Weltsicht, schaute nach vorne, begleitete die Politik dynamisch und flexibel. Als es um die Ausstattung des Multifunktionsplatzes im Jugendzentrum ging, kämpfte er für eine Variante, die die Jugendlichen in großen Städten haben und die einfach cool ist. Er hat sich durchgesetzt.

Drittens: Erich Pürkner hat den Grundstein dafür gelegt, dass aus der Gemeinde Puchheim die Stadt Puchheim werden konnte. Wir begehen in diesem Jahr das 10-jährige Jubiläum. Mit dem, was in seiner Amtszeit gebaut und eingerichtet wurde, konnte man sich aus der Schlafstadt Münchens zu einer vielfältigen und interessanten Stadt weiterentwickeln. Das war ihm bewusst und wichtig. Eine Episode dazu: Als es bei unserer Wohnungsbaugesellschaft um den Namen ging, kämpfte er um den Namenszusatz „städtische“ Wohnraumentwicklungsgesellschaft. Das machte zwar die Bezeichnung dann textlich ziemlich lang, aber es markiert auch den Anspruch an diese Wohnungsgesellschaft.

Ja, und dann ist es doch einmal vorbei. 81 lebensstarke Jahre. Was bleibt? Vieles! Respekt, Anerkennung, Dankbarkeit und – sollte es in Puchheim einmal einen neuen Weg oder einen Platz geben, der eine Bezeichnung sucht – ich hätte ein gutes Gewissen, Altbürgermeister Erich Pürkner diesen Weg zu widmen.

Lassen Sie mich noch ein ganz persönliches Wort aussprechen, weil es eben auch für mich ein Abschied ist: Lieber Erich, wenn ich zurückdenke an den ersten Whisky, den wir gemeinsam getrunken haben – Du hast dazu eingeladen – und an den letzten Rotwein in der Brotspielerei – da habe ich eingeladen – dann schätze ich mich glücklich und bin dankbar, dass der Kontakt mit Dir, die Freundschaft mit Dir zustande gekommen sind. Ruhe in Frieden!

Die Stadt Puchheim trauert um Erich Pürkner. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Puchheim, 9. September 2021

Norbert Seidl, Erster Bürgermeister Stadt Puchheim

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