Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer,
in Puchheim lebt es sich gut. Man erreicht die Metropole München schnell und kann sich über die Seen, Berge und Landschaften in der Umgebung nicht beklagen. Was aber für ein gutes Leben wichtig ist, ist eine gute Wohnung, und hier sieht es in Puchheim nicht überall komfortabel aus. Vor allem, weil viele Leute eine andere, passendere Wohnung suchen und entweder keine finden oder sie sich nicht leisten können.
Deutschland hat ein Wohnungsproblem, das sich in der Umgebung Münchens besonders deutlich auswirkt. Jedoch ist dieses Problem sehr ungleich verteilt: Während die einen sich Luxushäuser mit Wintergärten und Swimmingpool bauen können, müssen manche sechsköpfigen Familien in einer Vierzimmerwohnung unterkommen.
Die Ursachen für diese Schieflage sind bekannt und bestätigt, die Lösungsansätze bleiben umstritten. Für Puchheim dürfte aufgrund der statistischen Daten kein Wohnungsmangel feststehen. Wir haben seit fast 15 Jahren eine sehr konstante Einwohnerzahl. Es gibt natürlich sehr viele Anfragen auf Zuzug von außerhalb, aber wenn es hier keine neuen Wohnungen gibt, dann sucht man halt weiter im Westen. Der demographische Wandel löst jedoch durchaus auch in Puchheim Wohnungsengpässe aus. Gerade die Menschen der Generation, die in den späten 60er- und 70er-Jahren die vielen Reihenhäuser als Familie bezogen haben, sind mittlerweile oft als Witwe oder Witwer allein in einem 110-Quadratmeter-Haus, das nicht einmal besonders barrierefrei ist. Werden diese Häuser frei, schlagen entweder Mietkosten von bis zu 2000 Euro im Monat zu Buche oder diese Reihenhäuser werden für eine Million verkauft. Beides können sich „Normalverdienende“ nicht leisten, sodass sie kleinere und/oder schlechtere Wohnungen suchen müssen. Wenn sie denn überhaupt eine finden und nicht von besserverdienenden Paaren mit zwei statt vier Kindern verdrängt werden. Wenn Vermietende so entscheiden, ist das weder verwerflich noch verboten und sicher auch nachvollziehbar, bedeutet aber auch, dass viele Menschen keine Chance auf eine angemessene Wohnung haben. Diese Art der Wohnungsnot gibt es durchaus auch in Puchheim.
Weil es uns wichtig ist, für alle Wohnungssuchenden gesunde Lebens- und Wohnsituationen herzustellen, müssen wir eingreifen und unterstützen. Der „allmächtige Markt“ löst diese Art der Probleme nicht, sondern verstärkt sie sogar. Neubauten orientieren sich mit Appartments an zahlungskräftigen Singles oder mit Einfamilienhäusern an der Erbengeneration. Da kann man froh sein, dass es größere, bezahlbare Wohnungen in der Planie gibt. Die Wohnkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen müssen aber unbedingt die Sanierung der Gebäude weiterverfolgen, um Energiekosten zu senken, Schimmel zu verhindern und ein einigermaßen ansprechendes Aussehen in den Häusern zu gewährleisten.
Den Bestand an Wohnraum durch Mietspiegel und Zweckentfremdungssatzung einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, ist ein Baustein, den Puchheim aktiviert hat. Es gibt immer noch jede Menge freistehende Wohnungen oder leere Häuser, deren Eigentümer:innen nicht vermieten wollen. Man darf hier durchaus auf das Grundgesetz verweisen – Eigentum verpflichtet!
Eine große Wirkung kann kommunaler Wohnungsbau entfalten. Über die städtische Wohnraumentwicklungsgesellschaft Puchheim WEP können wir die Größe der Wohnungen bestimmen und durch die Basisstandards und die zur Verfügungstellung des Grundstücks auch den Mietpreis beeinflussen. Nach der Realisierung der Modulhäuser in der Schwarzäckerstraße packt die WEP 2023 mit zwei Wohnhäusern in der Augsburger Straße 4 das nächste Projekt an. Mit der Lochhauser Straße 15 kann ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen, das eine wichtige Funktion auch für die Aktivierung der Lochhauser Straße übernimmt. Und mittelfristig wird auch eine Wohnungsbebauung an der Alpenstraße entstehen.
Ein Dach über dem Kopf haben alle in Puchheim, eine gute Wohnung nicht. Sich um Letzteres zu kümmern, gehört für mich auch zur kommunalen Daseinsvorsorge. Mit dem Thema „Wohnen“ möchte ich in 2023 mit Ihnen, liebe Puchheimerinnen und Puchheimer, ins Gespräch kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Seidl
Erster Bürgermeister