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Jubiläum 125 Jahre Bahnhof Puchheim

Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer,

Anfang April durfte ich in Berlin an einem Kongress der Stiftung „Lebendige Stadt“ teilnehmen, bei dem Kommunen mit einem besonders gelungenen Umbau eines Bahnhofsumfeldes einen Preis dafür erhielten. Tolle Projekte von Städten wie Wien, Wuppertal, aber auch von kleineren Kommunen wie Königssee oder Burg. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Homepage www.lebendige-stadt.de.

Da staunt man dann schon und sitzt mit Sorgen, Neid und Wünschen für den eigenen Bahnhof im Publikum, der immerhin im Jahr 2024 sein 125-jähriges Bestehen feiert. Der Bahnhof in Puchheim hat seine Geschichte und hat wesentlich zur Geschichte Puchheims beigetragen, so dass es angebracht ist, diesen Geburtstag gebührend zu begehen.

Wenn ich mich in das Jahr 1899 zurückdenke, dann ist das Puchheimer Moos weitgehend unbesiedelt, weil die Landwirtschaft auf diesem Boden wenig Ernte verspricht. Derartiger Boden ist nicht viel wert und wird dann aber auch großflächig aufgekauft, um anderweitig genutzt zu werden. Neben den wenigen Torfstechern hat sich im Norden von Puchheim-Ort die Hausmullverwertungsfabrik eingerichtet. Den Restmüll kann man hier billig verteilen und die Zugverbindung nach München ist durch die Bahntrasse nach Augsburg vorhanden. Und jetzt wird auch dieser Fleck im Moos interessanter, so dass ein Haltepunkt und schließlich ein Bahnhof zum Ein- und Aussteigen von Arbeiterinnen und Arbeitern notwendig wird. Dass damit auch Stück für Stück Besiedelung einherging und dann sogar mit dem Flugfeld mitunter 20.000 Schaulustige hierherkommen mussten, ist auch eine Konsequenz, die sich durch die Einrichtung des Bahnhofes ergeben hat. Diese Funktion des Bahnhofes hat man in der „Gründerzeit“ mit einem Bahnhofsgebäude aufgefangen: ein damaliges Standardgebäude, das jedoch im Vergleich zum heutigen funktionalen und schmucklosen Gebäude eine gewisse Bedeutung ausgestrahlt hat.

Bahnhöfe galten als Kathedralen der Mobilität und des technischen Fortschritts, als Eintritts- und Ankommensstation in eine Stadt hinein, als Visitenkarte einer Stadt. In Bahnhöfen konnte man einkaufen, essen, sich versammeln, Sachen holen und aufgeben, sich unterstellen, verkaufen und Arbeit finden. Der Bahnhof war nicht nur Mobilitätsdrehscheibe, sondern auch eine zentrale soziale Einrichtung. Dies galt durchaus auch für den Puchheimer Bahnhof, was man sich angesichts des heutigen Zustandes kaum vorstellen kann. Mag sein, dass man in den Sechziger- und Neunziger-Jahren mehr auf Effektivität und Funktionalität geachtet hat und sich deswegen wenig mit der Integration eines S-Bahnhofes in die Umgebung auseinandergesetzt hat. 2024 scheint man dann doch erkannt zu haben, dass ein Bahnhof mehr ist als Wände mit Flachdach zum Unterstellen der Passbild-Apparate.

Unser Puchheimer Bahnhof hat Geburtstag und ich würde mir von der Bahn wünschen:

  1. Macht sofort die Bahnsteige barrierefrei erreichbar!
  2. Erledigt wenigstens die dringendsten Sanierungs- und Verbesserungsarbeiten!
  3. Lasst uns miteinander ins Gespräch kommen, wie wir den Bahnhof und das Bahnhofsumfeld umbauen können, so dass dieser Bahnhof ein Gesicht und eine identitätsstiftende Funktion bekommt.

Uns Puchheimerinnen und Puchheimern ist dieser Bahnhof wichtig, immerhin hat er der Stadt einen Stadtteilnamen verliehen. Wir feiern gerne dieses Jubiläum, aber es schwingt viel Wehmut mit und fast zu wenig Hoffnung auf eine bessere Zeit dieses Bahnhofs. Trotzdem, Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Bahnhof!

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Seidl

Erster Bürgermeister

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