Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer,
den Bürgerbrief zu schreiben, ist jeden Monat für mich eine spannende Aufgabe: Welches Thema spreche ich an? Finde ich verständliche Formulierungen? Hat der Text die entsprechende Länge beziehungsweise Kürze? Und vor allem, schaffe ich den Redaktionsschluss? In den über 13 Jahren meiner Bürgermeisterzeit habe ich es also geschafft, elf Bürgerbriefe pro Jahr zu verfassen. Macht in Summe über 140 Bürgerbriefe. Daraus könnte man ein kleines Buch machen, das wahrscheinlich nur historisch interessierte Menschen kaufen oder lesen würden.
Die Überschrift für diesen Bürgerbrief, den Sie gerade lesen, lautet „Der Bürgerbrief“. Nein, es ist nicht so, dass es mir so geht wie verzweifelten Autor:innen, die über ihre Schreibblockade schreiben. Ich möchte zwei Gründe darlegen, warum diese Art des Dialogs mit Ihnen als Bürgerinnen und Bürger mir wichtig ist.
In Zeiten der Digitalisierung spricht eigentlich wenig für den Druck eines analogen Mediums, also für einen Bürgerbrief, gedruckt auf Papier. Diesen Trend bestätigen einige Medien, die ihre Printexemplare reduzieren beziehungsweise einstellen. Richtig ist, dass vor allem die jüngere Generation Informationen überwiegend digital aufnimmt und dass viele der Älteren lieber Informationen auf Papier haben wollen. Ich erachte es als Pflichtaufgabe einer städtischen Öffentlichkeitsarbeit, für beide Lesepräferenzen ein Angebot bereitzustellen, analog über das Mitteilungsblatt, den Jahresbericht und weitere Printpublikationen sowie digital über App, Website und Social Media. Das kostet zusätzlich Geld und Arbeit, ist dabei jedoch unabdingbar für eine zielführende Informationspolitik. Dadurch, dass das Mitteilungsblatt als Beilage flächendeckend (klappt zwar nicht immer) verteilt wird und zudem am Erscheinungstag der Tagesausgabe des Tagblatts beiliegt, können die Informationen auch jeden Haushalt erreichen und sind nicht abhängig vom aktiven Abrufen durch die digitalen Nutzerinnen und Nutzer. Und zugegeben, auch ich lese die Zeitung gerne mit realem Umblättern, fülle das Sudoku mit Bleistift aus und hebe „Puchheim aktuell“ als Papierausgabe auf.
Ich nutze den Bürgerbrief gerne, um Ihnen meine Einstellung, meine Haltung zu grundlegenden Entwicklungen darzulegen. Selbstverständlich gehört es auch dazu, dass ich versuche zu erklären, was gerade in Puchheim passiert, was die allgemeine Weltlage mit Puchheim zu tun hat und vor allem, warum es immer noch das große Loch in der Lochhauser Straße gibt; letzteres wird hoffentlich bald geschlossen sein. Sie sollten aber auch wissen, wie Ihr Bürgermeister mit grundsätzlichen Themen umgeht, welche Vorstellungen ihn für das Funktionieren des Zusammenlebens antreiben oder welche Standpunkte er bei politischen Entscheidungen vertritt. Sie sollten die Agenda, die Vision und die Schwerpunkte Ihres Bürgermeisters kennen. Und Ihr Bürgermeister sollte das auch kommunizieren. Dadurch kann ein Dialog entstehen. Erklären, appellieren, begründen, erzählen und informieren, das sind die Bausteine für Kommunikation und für ein gutes Miteinander. Das Medium des Mitteilungsblatts, das Format des Bürgerbriefes ermöglichen es, diese Bausteine mit Inhalt zu füllen.
Zurück zum Schreiben des Bürgerbriefes. Man hat mir erzählt, dass manche Bürgerinnen und Bürger „Puchheim aktuell“ vor allem wegen des Bürgerbriefs lesen. Da sage ich ein großes Danke dafür. Das befördert das Schreiben der nächsten und letzten Bürgerbriefe ungemein. Und wer weiß, am Ende wird es mir richtig fehlen. Und eigentlich geht es ja dann doch ganz schnell – der Bürgerbrief. Viel Spaß beim Lesen!
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Seidl
Erster Bürgermeister