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Archivale des Monats

Plakat zur U-Boot-Spende von 1917.

Die Aktion „U-Bootspende“ 1917 in Puchheim

Was hat die oberbayerische Binnenland-Gemeinde Puchheim mit dem deutschen U-Boot-Krieg im Ersten Weltkrieg zu tun? Ein Schriftstück aus dem Stadtarchiv Puchheim klärt uns darüber auf: Vor hundert Jahren, vom 1. bis 3. Juni 1917, fand in Puchheim eine Haus- und Straßensammlung statt mit der Maßgabe, die deutsche U-Boot-Flotte finanziell zu unterstützen. Die Spendensammlung war reichsweit angeordnet und propagiert worden. Der Vorsitzende des erweiterten Bezirks-Sammelkomitees am Königlichen Bezirksamt Fürstenfeldbruck unterrichtete mit Schreiben vom 30. Mai 1917 „die Herren Bürgermeister in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Orts-Sammelausschüsse“ über die Modalitäten: „Als Gegengabe für Spenden können kleine seidene Flaggen zum Anstecken, Broschen und Postkarten vertrieben werden.“ Der Gemeinde Puchheim wurde hierbei folgendes Kontingent zugeteilt: 20 Flaggen in Wimpelform zu 20 Pfennig das Stück, 20 Kriegsmarineflaggen zu je 50 Pfennig, 20 Flaggen mit Unterseeboot zu je 1 Mark das Stück, 10 Postkarten zu je 20 Pfennig und 10 Broschen zu je 30 Pfennig. „Ferner erhalten Sie mehrere Plakate zum Aushang.“

Hintergrund der Aktion „U-Bootspende“ war, dass Deutschland am 1. Februar 1917 den „uneingeschränkten U-Boot-Krieg“ erklärt hatte. Die Marineleitung hatte garantiert, England damit in sechs Monaten „friedensgeneigt“ zu machen. Daraufhin erklärten die USA am 6. April 1917 Deutschland den Krieg. Trotz zeitweise gewaltiger Versenkungsziffern schlug der deutsche U-Boot-Krieg fehl. Hierauf wurden die kriegsbedingten Schwierigkeiten und Engpässe im hochindustrialisierten Deutschland besonders spürbar. Der Ausgang des Krieges ist bekannt. Am 8. August 1918 brach die deutsche Verteidigung nach einer Serie von Gegenoffensiven unter alliiertem Oberbefehl zusammen. Am 9. November 1918 dankte Deutschlands oberster Kriegsherr, Kaiser Wilhelm II., ab. Am 11. November 1918 schloss Mathias Erzberger den Waffenstillstand von Compiègne. Die im englischen Flottenstützpunkt Scapa Flow internierte deutsche Kriegsflotte versenkte sich im Juni 1919 selbst.

Über den finanziellen Erfolg der propagandistisch angelegten Spendenaktionen im Deutschen Reich ist nichts bekannt. Für den kriegsentscheidenden Ausbau der deutschen U-Boot-Flotte reichte der Erlös jedenfalls nicht. Die Flotte blieb zu klein und außerdem waren die Anfahrtswege zu weit, um den alliierten Seehandel ernsthaft bedrohen zu können. Gleichwohl war die Bilanz des U-Boot-Krieges erschreckend. 380 in Dienst gestellte deutsche U-Boote versenkten 5.554 alliierte und neutrale Handelsschiffe und darüber hinaus viele Kriegsschiffe. Die Kaiserliche Marine verlor dabei 187 U-Boote mit mehr als 5.000 Mann Besatzung.

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