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„Hess-Musik“ – Instrumentenbau in der Nachkriegszeit in Puchheim

Die Errichtung eines Fabrikgebäudes zur „Herstellung von Blasinstrumenten aller Art, Akkordeonen und Streich- und Zupfinstrumenten“ war dem Antragsteller Herbert Schneider aus Gröbenzell am 9. Dezember 1948 vom Landratsamt Fürstenfeldbruck genehmigt worden. Auf dem Grundstück Gröbenzeller Straße 13 in Puchheim-Bahnhof entstand ein zweigliedriger Fabrikneubau mit Werkstätten und Lagerräumen im Erdgeschoß sowie Büroräumen im Dachgeschoß. Die Eintragung der Firma „Hess-Musik“ in das Gewerberegister der Gemeinde Puchheim erfolgte am 24. Dezember 1948. Einem weiteren Schreiben aus der Gemeindekanzlei zufolge sollte der Betrieb mit 100 bis 150 Mitarbeitern laufen. Neben der Herstellung eigener Musikinstrumente nahm „Hess-Musik“ 1949 auch den Vertrieb anderer Musikinstrumente sowie den Handel mit Radio-Geräten, Uhren und Rasierklingen in das Betriebsprogramm auf.

Die Firma Hess war 1872 als Akkordeonfabrik und Musikinstrumentenhandlung in Klingenthal gegründet worden. Dort bestand der Firmenkomplex bis 1945, ehe er aufgelöst bzw. in einen „Volkseigenen Betrieb“ übergeführt wurde.  Nach der Neugründung in Puchheim stand Herbert Schneider ein zweiter Firmeninhaber zur Seite; als solcher wird am 29. Mai 1953 Kurt Glaß namentlich genannt. Glaß und Schneider hatten im Rezessionsjahr 1953 mit wirtschaftlichen und steuerrechtlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. „Hess-Musik“ meldete im Februar Kurzarbeit und im Mai sogar eine vorübergehende Stilllegung an. Im Februar 1955 teilte die Gemeinde Puchheim auf Anfrage des Registergerichts München mit, „daß die Firma Hess-Musik hier gewerbeamtlich gemeldet ist; ein Geschäftsbetrieb wird noch ausgeübt. Herr Curt Glass hält sich schon einige Jahre in Frankreich auf …“.

Dort laufen die Fäden zwischen „Hess-Musik“ und dem Ertel-Werk für Feinmechanik in München zusammen. Der Chef des Ertel-Werks Carl R. Preyß reiste persönlich an die französische Riviera, um das Betriebsgelände der „Hess-Musik“ in Puchheim zu übernehmen. Erleichtert notierte er: „Gepachtet nach zähen Verhandlungen mit Herrn Glass in Cannes am 27. und 28. Juli 1956: Vertragsunterzeichnung am 28. 7. auf der Hotel-Terrasse am Meer, in Kraft getreten 1. Oktober 1956, Umbau, Teilverlagerung, endgültige Übersiedlung aus der Münchner Kugelmüllerstraße im Frühjahr 1957.“

Wann genau und weshalb „Hess-Musik“ seinen Betrieb einstellen musste, geht aus den gesichteten Archivunterlagen nicht hervor.

Eine Fotografie aus den frühen 1950er-Jahren zeigt die zerfurchte Fahrbahn der unbefestigten Zubringerstraße am „Hess-Musik“-Betriebsgebäude. Es wurde 1956/57 vom Münchner Ertel-Werk für Feinmechanik übernommen. Wie der Prospekt (weiter unten als pdf zum download) beweist, betrieb „Hess-Musik“ neben dem Bau von Musikinstrumenten auch einen Versandhandel mit Uhren und Rasierklingen.

Veröffentlicht im Juni 2020.

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Anzeige Hess Musik 1950.pdf 836,3 KB
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